Kontext
Das Zeitalter des Menschen
Mit der Veranstaltungsreihe "Nachhaltigkeitsdialog" diskutiert die Görlitzer Partnerstadt und Landeshauptstadt Wiesbaden mit Bürgerinnen und Bürgern,
wie die Stadt – aber auch jeder Einzelne – zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann.
Impulsreferate von Experten führen in das jeweilige Schwerpunktthema der zweimal jährlich stattfindenden Veranstaltung ein.
Daran schließt sich eine offene, moderierte Diskussion an. Über die Onlineangebote sind auch Görlitzerinnen und Görlitzer eingeladen, an den bisherigen Veranstaltungen teilzuhaben.
Möglicherweise kann vor diesem Hintergrund gleichzeitig die Partnerschaft zu Wiesbaden nachhaltig wiederbelebt werden.
Der Vortrag von Prof. Dr. Maja Göpel gibt eine gute Einführung über den Hintergrund der Agenda 2030 und der notwendigen Transformation der Städte.
weitere Einführungsreferate zu den Nachhaltigkeitsdialogen in Wiesbaden
Für Görlitz ist für den ______ ein erster Nachhaltigkeitsdialog geplant.
Im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung einigten sich die Vereinten Nationen im Jahr 2015 auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung. Die 17 Ziele mit ihren 169 Zielvorgaben widmen sich jeweils einer globalen Herausforderung. Für die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) sind konkrete und möglichst überprüfbare Zielwerte festgelegt, die von 2016 bis 2030 erreicht werden sollen.
Die Transformationsforschung entsteht vor dem Hintergrund tiefgreifender und sich stets verschärfender sozio-ökonomischer und ökologischer Krisen und der konstatierten Notwendigkeit eines radikalen Wandels in Richtung Nachhaltigkeit. Der Transformationsforschung wird ein wesentlicher Beitrag an der bevorstehenden Gestaltungsaufgabe einer‚ Großen Transformation‘ in Richtung Nachhaltigkeit zugeschrieben (WBGU 2011).
Ziel der Transformationsforschung ist es,Transformation(en) hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu beschreiben, erklären, bewerten und unterstützen.
Neben der Beschreibung und Erklärung von historischen Transformationen sowie der Beschreibung gegenwärtiger Transformationsdynamiken gehört hierzu auch das Bewerten gegenwärtiger Lösungsvorschläge (vor dem Hintergrund einer normativen Nachhaltigkeitsorientierung). Die Unterstützung gewünschter Transformationen findet nicht nur durch Erkenntnisgewinn statt, sondern kann auch durch die direkte Unterstützung gesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure in konkreten Fragestellungen durch konkrete Aktivitäten der Forscherinnen und Forscher erfolgen.
Umweltbundesamt: Transformationsforschung: Definition, Ansätze, Methoden
Entwicklung und Stand der Debatte: Transformationsforschung im deutschen Kontext. Kertin Walz, Universität Hamburg
Hauptgutachten des WBGU: Hauptgutachten - Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte
Comic: Der urbane Planet
auf Grundlage des Hauptgutachtens des WBGU: Der Umzug der Menschheit: Die transformatorische Kraft der Städte
Alle Städte sollten Entwicklungspfade einschlagen, die den planetarischen Leitplanken in Bezug auf globale Umweltveränderungen Rechnung tragen sowie lokale Umweltprobleme lösen, damit nachhaltige Stadtentwicklung und Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen auf Dauer gelingen können. Dazu gehören z.B. die Einhaltung der 2°C-Klimaschutzleitplanke und die Bekämpfung der gesundheitsschädlichen Luftverschmutzung; weitere Beispiele sind der Stopp von Land- und Bodendegradation oder die Beendigung des Verlusts von Phosphor, der für die Landwirtschaft eine unverzichtbare Ressource darstellt.
Universelle Mindeststandards für substanzielle, politische und ökonomische Teil-habe sollten in allen Städten und durch alle Städte eingehalten werden. Damit soll allen Menschen der Zugang zu den Grundlagen menschlicher Sicherheit und Entwicklung eröffnet werden, und sie sollen dazu befähigt werden, ihre individuellen und gemeinschaftlichen Lebensentwürfe zu entfalten und umzusetzen. In diesem Sinne ist Teilhabe Ziel und Mittel zugleich. Substanzielle, politische und ökonomische Teilhabe spiegeln eine Vielzahl bereits international kodifizierter oder diskutierter Men-schenrechte wider. Zudem basiert Teilhabe auf der Überlegung, dass Menschen entsprechende Verwirklichungschancen benötigen, um diese Rechte auch realisieren zu können. Die substanzielleTeil-habe bildet das Fundament: Zugang zu beispiels-weise Nahrung, sauberem Trinkwasser, sanitären Anlagen, Gesundheitsversorgung und Bildung sind unabdingbarer Minimalstandard der Grundbedürfnissicherung von Menschen. ÖkonomischeTeilhabeschließt insbesondere den Zugang zum Arbeits- und Immobilienmarkt ein. Stellt man die Menschen in den Mittelpunkt, ist es zudem erforderlich, ihnen zur Verwirklichung politischer Teilhabe Wahlrechte sowie prozedurale Informations- und Mitwirkungsrechte zu gewähren und eine Verletzung dieser Rechte durch einen Anspruch auf gerichtliche Kontrolle zu sanktionieren.
Mit der Dimension Eigenart führt der WBGU eine neue Kategorie in die Nachhaltigkeitsdiskussion ein.
Die ersten beiden Dimensionen, die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und die Teilhabe,
spannen im normativen Verständnis des WBGU einen Rahmen auf,
innerhalb dessen sich eine Vielfalt von Transformationspfaden entfalten kann. Jede Stadtgesellschaft kann und muss innerhalb dieses Rahmens auf ihre „eigene Art“
ihren Weg in eine nachhaltige Zukunft suchen.
„Eigenart“ umfasst auf der einen Seite das Typische einer jeden Stadt,
das anhand ihrer sozialräumlichen und gebauten Strukturen,
ihrer soziokulturellen Charakteristiken und der lokalen urbanen Praktiken beschrieben werden kann (deskriptive Eigenart).
Auf der anderen Seite ist Eigenart eine Ziel- oder Orientierungsdimension urbaner Transformationen,
die betont, dass soziokulturelle Diversität in und von Städten, deren urbane Gestalt sowie die Eigenständigkeit von Stadtbewohner:innen
bei der Herstellung urbaner Lebensqualität und Identität zentrale Kom-ponenten menschenorientierter urbaner Transformation sind
(normative Eigenart). In dieser normativen Konnotation von Eigenart werden Menschen als handelnde Subjekte gesehen,
die Teilhaberechte nutzen und damit ihre Städte auf unterschiedliche und spezifische Arten gestalten,
um Lebensqualität zu verwirklichen. Eigenart öffnet also den Blick dafür, dass und wie Menschen Selbstwirksamkeit
entfalten und Stadtgesellschaften urbane Räume konkret prägen, um Lebensqualität, Vertrauen, Identität und
Zugehörigkeitsgefühle zu entwickeln und wie Städte, Infrastrukturen sowie Räume gestaltet werden sollten,
um dies zu unterstützen. Damit Menschen und Stadtgesellschaften Eigenart entfalten können um Lebensqualität
und Nachhaltigkeit zu entwickeln, sind aus Sicht des WBGU zwei essen-zielle Prinzipien zu garantieren:
(1) die Anerkennung von Gestaltungsautonomie und damit der Mitformung und Aneignung urbaner Räume durch die Bewohnerinnen und
(2) die Anerkennung von Differenz, d.h. die Anerkennung der Vielfalt der kulturellen Ausdrucksformen (UNESCO, 1997) und der individuellen Möglichkeit der Aneignung kultureller Identitäten.
Die Einführung des Konzepts der Eigenart lenkt den Blick auf die räumlichsozialen Voraussetzungen der Raumaneignung
und damit der Herstellung urbaner Lebensqualität, sozialer Kohäsion und Ortsidentität. Sie erlaubt es darüber hinaus,
der Diversität der Städte und ihrer Transformationspfade Rechnung zu tragen: In den Fokus treten damit die vielfältigen Formen,
Gestaltungen und kulturellen Prägungen von städtischen Räumen und die spezifi-schen sozialen und ökonomischen Kreativitäts- und
Innovationspotenziale, die durch ortsgebundene Interaktionen (Konnektivität) zwischen Akteuren aus verschiedenen
gesellschaftlichen Sphären entstehen.
Der WBGU hält Diversität in und von Städten zudem für eine wichtige Ressource der urbanen Transformation zur Nachhaltigkeit.
auf Grundlage des Hauptgutachtens des WBGU: Der Umzug der Menschheit: Die transformatorische Kraft der Städte
urban form
Urbane Entscheidungskompetenz verbessern und Nullemissionen anstreben: Für die urbane Transformation in Richtung Klimaverträglichkeit müssen in den Städten die direkten CO2-Emissionen auf Null zurückgeführt und die Energienachfrage in Grenzen gehalten werden, um die globale Energiewende in Richtung CO2-emissionsfreier Energiesysteme zu ermöglichen. Dabei muss auch die so genannte „graue Energie“ berücksichtigt werden, d.h. die Energie, die direkt und indirekt für den Bau von Gebäuden und Infrastrukturen aufgewendet wird. Gleichzeitig muss der Zugang zu Energie und Infrastrukturen für mehrere hundert Millionen heutiger und Milliarden zukünftiger Stadtbewohner erst noch geschaffen werden. Städte müssen sich die Kompetenz erarbeiten, systemisch auf diese Herausforderungen zu reagieren und die vielfach bestehenden Synergien, etwa mit dem Gesundheitsbereich, nutzen.
* Bis spätestens 2070 alle fossilen CO2-Emissionsquellen in Städten durch emissionsfreie Alternativen ersetzen
* Bis 2030 Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern (SDG 7)
* Stadtentwicklung so ausrichten, dass Energienachfrage begrenzt wird
* Dekarbonisierungsfahrpläne für alle Städte erstellen
* Luftreinhaltung und Klimaschutz integrieren
* Informelle Siedlungen: Chancen erneuerbarer Systeme nutzen
* perspektivisch nur noch emissionsfrei planen und nachhaltigen Umgang mit Stoffströmen und Materialien sicherstellen
CO2-Rechner des Umweltbundesamtes
Dominanz des motorisierten Individualverkehrs überwinden: Angestrebt werden sollten Städte mit guter Erreichbarkeit.
In diesen liegen nicht nur bestimmte Orte (Arbeit, Wohnen usw.) nah beieinander,
sondern diese Städte sind auch fußgängerfreundlich und verfügen über sichere Radwege
sowie erschwingliche, klimaverträgliche und qualitativ hochwertige öffentliche Transportmöglichkeiten,
die allen sozialen Gruppen zugänglich sind. Verkehrsplanung sollte Rad- und Fußmobilität
sowie den ÖPNV ins Zentrum stadtplanerischer Überlegungen rücken.
* Vollständige Dekarbonisierung der Verkehrssysteme bis spätestens 2070 erreichen
* Inklusive urbane Mobilität (Unterziel SDG11, accessible cities) bis 2030 umsetzen
* In Innenstädten perspektivisch nur noch emissionsfreie Mobilität zulassen
* Wohn- und Arbeitsquartiere durchmischt und nur in fußläufiger Nähe zu ÖPNV bauen und entwickeln (Transit-oriented Development)
* Öffentlichen Nahverkehr für alle zugänglich und Straßen für nicht motorisierten Verkehr sicherer machen (Pro-poor Transport Policies)
* Motorisierten Individualverkehr in Innenstädten sukzessive reduzieren
in Städten abbauen: Stadtregierungen sollten sicherstellen, dass neben den bisherigen zentralen Akteuren auch die weniger organisierte Zivilgesellschaft adäquate Chancen bekommt, die Stadtentwicklung und Verbesserung ihrer Lebensbedingungen mitzugestalten. Vor allem Lokalregierungen sollten dafür sorgen, dass urbane Armutsgruppen Zugang zu Basisinfrastrukturen und -dienstleistungen erhalten. Hier ist ein fundamentaler Perspektivwechsel notwendig, der nicht die Symptome bekämpft, sondern die Ursachen der Entstehung inadäquater informeller Siedlungen in den Fokus nimmt. Die konventionelle Urbanisierung hat finanzielle, personelle und kreative Ressourcen insbesondere in die Quartiersentwicklung der oberen 1–20% der Weltbevölkerung gelenkt. Hier ist eine neue Prioritätensetzung notwendig, wenn verhindert werden soll, dass 2050 3 Mrd. Menschen in inakzeptablen, lebensfeindlichen, informellen Quartieren leben. Insbesondere gilt es, relevante urbane Akteure wie Stadtregierungen, Architekten, Stadtplaner, Investoren, Entwicklungsbanken und zivilgesellschaftliche urbane Akteure für die Stärkung und Entwicklung informeller, oft prekärer Stadtquartiere zu gewinnen, umfassende öffentliche und private finanzielle Ressourcen zu mobilisieren, Raumplaner und Architekten auf die Transformationserfordernisse einzustellen, Ausbildungssysteme in diese Richtung zu reformieren und auch die notwendigen wissenschaftlichen Kapazitäten zu stärken, um die Lebensqualität urbaner Armutsgruppen zu verbessern.
* Inklusives Wachstum: Überproportionale Zuwächse für untere Einkommensgruppen sichern
* Armut und sozioökonomische Disparitäten in Städten abbauen
* Lebensqualität in informellen Siedlungen verbessern
* Recht auf angemessene Wohnverhältnisse umsetzen und politische Teilhaberechte sichern
* Paradigmenwechsel einleiten: Initiativen für die ärmsten 40% der weltweiten Stadtgesellschaften stärken
* Globale Initiative von UN-Habitat, UNDP, UNEP, Weltbank für die erwarteten zusätzlichen 1–2 Mrd. Menschen, die in nicht adäquaten Wohnverhältnissen leben
* Zunehmender Konzentration von Vermögen und Grundbesitz entgegenwirken
* Relevante urbane Akteure (u.a. Stadtregierungen, Architektinnen, Planer),
für Verbesserung der Lebensqualität urbaner Armutsgruppen gewinnen; umfassende öffentliche und private finanzielle Ressourcen mobilisieren
* Recht auf angemessene Wohnverhältnisse zum Kernbestandteil der bi- und multilateralen Entwicklungszusammenarbeit machen
* Bei urbanen Investitionen und Architekturwettbewerben Priorität auf die ärmsten 40% statt der reichsten 5% der Bevölkerung setzen
* Urbanisierung als Förderbereich im Development Assistance Committee der OECD (OECD-DAC) aufwerten
* Schwerpunktprogramm „Adequate Housing for All“ mit Fokus auf Regional- und Mittelstädten bei der Weltbank initiieren
* Für alle Gruppen: Zugang zu Basisinfrastrukturen, Bildung und Gesundheitseinrichtungen sichern
Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit verbinden: Für eine klimaverträgliche Stadt- und Quartiersplanung sowie -entwicklung bedarf es lokal angepasster Stadtplanungsstrategien, bei denen neben dem jeweiligen geographischen und kulturellen Kontext auch technische Möglichkeiten der Umsetzung und Instandhaltung beachtet werden. Um auf Bevölkerungsdynamiken oder Klimaänderungen besser reagieren zu können, sollte zudem die Integration flexibler Konzepte in Architektur und Städtebau beachtet werden. Dies gilt vor allem für Städte mit risikoexponierter Lage. Zudem können bei höherer Flexibilität neue Erkenntnisse oder technische Neuerungen der städtischen Infrastruktur leichter integriert werden.
* Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit im Städtebau verbinden
* Inklusive Stadtquartiere schaffen (menschenorientiert, klimaverträglich)
* Bereitstellung baulich-räumlicher Strukturen zur Schaffung urbaner Lebensqualität, wie z.B. gut zugängliche, sichere Räume mit Nischen für Interaktion und zur Erholung verschiedener Nutzergruppen
* Konzepte für flexible und anpassungsfähige Stadtquartiere entwickeln
* Urbanisierungsschübe entschleunigen; polyzentrische Raumgestaltung statt konventionelle Landflucht
* Ausgleich zwischen Verdichtung und Grün- bzw. Freiräumen suchen
* Anreize für passive Energieeinsparung in der Quartiersentwicklung und Bauen erhöhen
* In neuen Stadtgebieten Planungsstrategien für nachhaltige Quartiere umsetzen
Um die Risiken des Klimawandels für Stadtgesellschaften zu mindern, sollten Strategien für den Schutz der Bevölkerung (Aufklärung, Katastrophenvorsorge), die Priorisierung von Infrastrukturinvestitionen sowie Strategien für die Integration von Klimaschutz und Klimaanpassung in langfristigen Planungen entwickelt werden. Anpassung an den Klimawandel ist ein iterativer Lernprozess, der über inkrementelle bis hin zu einschneidenden Maßnahmen als Querschnittsthema in die Stadtentwicklung einbezogen werden sollte.
* Risiken des Klimawandels für Stadtgesellschaften mindern
* Stadtentwicklung an Klimaänderungen anpassen
* Anpassung als iterativen Lernprozess in Stadtplanung integrieren: u.a. wissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehen
* Bei langfristigen Infrastrukturentscheidungen Klimaschutz und Anpassung integrieren
* Fähigkeiten vulnerabler Gruppen zum Umgang mit Klimaänderungen stärken
* Lokale Datenverfügbarkeit verbessern
Da die Art der urbanen Flächennutzung sowie die Neu- und Überplanung von Flächen zentrale Weichenstellungen für die Entwicklung einer Stadt darstellen sowie deren Funktionalität und Lebensqualität maßgeblich beeinflussen, ist die Flächennutzung ein entscheidendes transformatives Handlungsfeld. Um negative Pfadabhängigkeiten zu vermeiden, sollte sich eine transformative Flächennutzungsgestaltung dabei möglichst auf zentrale Prinzipien konzentrieren. Diese sind die Verminderung der Flächendegradation, eine klima- und umweltgerechte sowie sozialverträgliche Nachverdichtung, Gemeinwohlorientierung sowie die Flexibilisierung und Anpassungsfähigkeit von Flächennutzungen. Voraussetzung sind adäquate Eigentumsverfassungen der Städte, die solche Gestaltungsspielräume bieten. Zur Steuerung der Flächennutzung und Stärkung der urbanen Governance steht eine Vielzahl an Instrumenten zur Verfügung. Aufgrund der großen Diversität von Städten und ihrer sich unterscheidenden (national-)gesetzlichen, kulturellen wie auch sozioökonomischen Voraussetzungen muss jede Stadtregierung sorgfältig prüfen, welche Maßnahmen sich besonders eignen. Voraussetzung ist eine dem städtischen Gemeinwohl verpflichtete Eigentumsverfassung.
* Flächennutzung gemeinwohlorientiert gestalten
* Flächennutzung flexibilisieren (u.a. Risikoanpassung und Vorsorge)
* Flächendegradation minimieren
* Sozialverträglichkeitsprüfung für Flächennutzungsgestaltung einführen bzw. stärken
* Transparenz und Dokumentationspflicht für Flächenbesitz und -nutzung sichern (ggf. Reform Bodenrecht)
* Ausreichend städtische Räume im öffentlichen oder gemeinschaftlichen Eigentum halten
* Grundstücke: Erstkaufrecht oder Vetorecht für Kommunen sichern
* Lokal angepasste Planungssysteme etablieren
* Korruption bekämpfen und land grabbing eindämmen
* Boden- und Immobilienspekulation eindämmen
* Flexible Gestaltungsmodelle berücksichtigen (Zwischennutzung, shared space, urban commons usw.)
Städte sind Knotenpunkte der globalen Material- und Ressourcenströme, deren Zunahme mit einer Reihe unerwünschter Nebenwirkungen verbunden ist. Dazu zählen die Zerstörung naturnaher Landschaften und die Freisetzung toxischer Stoffe oder Treibhausgasemissionen. Zudem könnten wichtige Ressourcen in wenigen Dekaden knapp werden, wenn deren Extraktion unvermindert fortgeführt wird. Der Übergang in eine nachhaltige und möglichst vollständige Kreislaufwirtschaft in diesem Jahrhundert ist daher ein zentraler Baustein der Großen Transformation zur Nachhaltigkeit. Das Denken in Stoffströmen und Lebenszyklen nicht nur von Produkten, sondern auch von (städtischen) Infrastrukturen und Gebäuden sowie die Beachtung der Auswirkungen von Emissionen oder Abfällen bei Produktion, Transport, Konsum bis hin zur Abfallbehandlung sind Voraussetzungen für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Ansatzpunkte sind die effiziente Verwendung von Ressourcen und die Reduktion von Materialströmen, die Verringerung ökologischer Fußabdrücke sowie das Schließen von Stoffkreisläufen. Stellvertretend für die Vielfalt der Problemlagen werden die Themen Baustoffe, Phosphor und Elektroschrott behandelt
* Möglichst vollständige Kreislaufwirtschaft in diesem Jahrhundert etablieren
* Toxische oder umweltschädliche Stoffe substituieren
* Wiedergewinnung nicht erneuerbarer Ressourcen sicherstellen
Beispiele:
* CO2-emissionsintensive Baumaterialien wie Stahlbeton durch klimaverträgliche Alternativen ersetzen
* Verlust von Phosphor stoppen
* Verwertung vom Elektroschrott nachhaltig gestalten
* Langlebig- und Reparierbarkeit von Produkten fördern (z.B. Ressourcenbesteuerung)
* Verantwortlichen Umgang mit Abfall und Recycling fördern sowie illegalen Abfallhandel eindämmen (Basler Übereinkommen)
* Bauvorschriften: Modulare Bau- und Konstruktionsweisen, inkl. Rückbau- und Recyclingfähigkeit fördern, vor allem klimaverträgliche Baustoffe
* Bei öffentlicher Beschaffung und Bauaufträgen nachhaltigen Umgang mit Materialien und Stoffströmen berücksichtigen
für ein gesundes Leben in Städten stärken: Städte bergen u.a. je nach Entwicklungsstand, Lage und Größe spezifische gesundheitliche Chancen und Risiken für die urbane Bevölkerung. Als zentrale Herausforderungen identifiziert der WBGU den Anstieg nicht übertragbarer Erkrankungen und die Ausbreitung ungesunder Lebensstile und Gewohnheiten, das steigende Risiko urbaner Epidemien und neuer Infektionskrankheiten sowie gesundheitliche Disparitäten in Städten. In Anbetracht der fortschreitenden globalen Urbanisierung ist die Förderung urbaner Gesundheit essenziell, denn diese ist sowohl Ziel als auch Ressource für die urbane Transformation zur Nachhaltigkeit. Gesundheitsbezogene Interventionen sind in vielen Städten bisher überwiegend sektoral und pathogenetisch, d.h. krankheitsfokussiert ausgerichtet. Der WBGU spricht sich stattdessen für einen ganzheitlichen, ressourcen- und prozessorientierten Ansatz zur Förderung urbaner Gesundheit aus, der stärker an den Bedingungen für ein gesundes Aufwachsen und Leben in Städten ansetzt. Aufgrund der langfristigen Folgen gesundheitsfördernder und -beeinträchtigender Faktoren (z.B. Verwendung giftiger Baustoffe, hohe Emissionsbelastung im Kindesalter, bewegungsbehindernde Stadtgestaltung) sind hier die Pfadabhängigkeiten sehr hoch. Deren Vermeidung und die Förderung von Gesundheit als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung sind daher essenziell. Gesundheitsförderung ist zudem ein wichtiges Querschnittsthema, dessen ganzheitliche Bearbeitung vielfältige Synergien erzeugen kann.
* Globaler Paradigmenwechsel von Krankheitsbekämpfung zu Gesundheitsförderung durch Stärkung von Ressourcen und Potenzialen für ein gesundes Leben in Städten
* Gesundheitsförderung durch sektorübergreifende Stadtplanung bzw. -entwicklung und Stärkung kommunaler Planungskompetenz dauerhaft verankern
* Gesundheitskompetenz und -handeln der Stadtbevölkerung fördern
* Substanzielle Teilhabe sichern und Nahrungsversorgung verbessern
* Städte gesundheitsfördernd gestalten mit Fokus auf Begegnungs- und Aktivitätsräumen
* Selbstorganisation von Stadtbewohnerinnen stärken, kleinräumige gesundheitsfördernde Maßnahmen im Quartier ermöglichen
* Urbane Epidemien und neue Infektionskrankheiten eindämmen durch Förderung der Resilienz der Bevölkerung, Gesundheitsbildung und Verbesserung der Gesundheitsberichterstattung
* Gesundheitsförderung durch sektorübergreifende Stadtplanung (Synergien Klimaschutz/Dekarbonisierung) anstreben
Warum sich Ärztinnen und Ärzte gegen den Klimawandel engagieren sollten?
Wie man durch bewusste Ernährung das Klima schützen kann – und dabei auch noch gesund bleibt
Bewegung tut gut.
Das ist nichts Neues. Und doch sitzen sich die Meisten krank und nehmen damit weit verbreitete Zivilisationskrankheiten
wie Bluthochdruck, Adipositas oder Rückenschmerzen in Kauf.
Warum nicht gemeinsam (etwas) bewegen?
Seit dem letzten autofreien Sonntag vom 20.September 2020 lädt die dazugehörige Initiativgruppe ein, es auszuprobieren,
wie es sich im Alltag anfühlt, mit Fahrrad oder zu Fuß unterwegs zu sein.
Es wäre schön, wenn möglichst viele Görlitzerinnen und Görlitzer sich begeistern lassen
und damit wichtige Impulse hin zu einem gesünderen und zugleich umweltschonenderen Leben setzen.
Machen Sie mit!
Energieeffizienzstrategie Stadt Nürnberg 2050
Wissensplattform Stadtentwicklung: Stadt und Hochschule
Mit der Veranstaltungsreihe "Nachhaltigkeitsdialog" diskutiert die Görlitzer Partnerstadt und Landeshauptstadt Wiesbaden mit Bürgerinnen und Bürgern, wie die Stadt – aber auch jeder Einzelne – zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Impulsreferate von Experten führen in das jeweilige Schwerpunktthema der zweimal jährlich stattfindenden Veranstaltung ein. Daran schließt sich eine offene, moderierte Diskussion an. Über die Onlineangebote sind auch Görlitzerinnen und Görlitzer eingeladen, an den bisherigen Veranstaltungen teilzuhaben. Möglicherweise kann vor diesem Hintergrund gleichzeitig die Partnerschaft zu nachhaltig wiederbelebt werden.